Abtei, Beglaubigungsstätte, Burg
Die Ruinen der in der ungarischen Geschichte eine große Rolle spielenden Abtei von Zalavár suchen Besucher heute noch vergebens. Obwohl einige Teile bereits vor Jahrzehnten gefunden worden sind, wurde die Ausgrabungsstätte der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht. Die Abtei stand auf dem Südteil der Insel, das Gebiet ist heute von Wald bedeckt.
Im 9. Jahrhundert stand an dieser Stelle das mit einem breiten, tiefen Graben und mit einer Schanze umzäumte Herrenhaus (Muniem) von Priwina, in dem der Salzburger Erzbischof Liupram am 24. Januar 850 die Privatkirche von Priwina der Jungfrau Maria zu Ehren weihte.
Vermutlich war dies die Kirche auf der Insel, welche nach der Ungarischen Landnahme am besten erhalten blieb, denn nur diese wird 1019 erneut geweiht. Von hieran wird Sankt Adrianus zu ihrem Schutzpatron. Daneben wird aus den Überresten des Herrenhauses von Priwina ein Benediktinerkloster gebaut, in dem bis zum Jahre 1575 Mönche lebten. Die Gebäude wurden in dem 11. Jahrhundert mit Mauern umkreist.
Die Klosterfestung wird im Laufe des l5.-l6. Jahrhunderts vervollständigt, und im 16. Jahrhundert durch Ausbauten zur Grenzfestung umgebaut. Diesen Zustand kennen wir aus den Vermessungen des Genieoffiziers, Giulio Turco aus dem Jahre 1569. Aus den Aufzeichnungen stellt sich heraus, dass die Kirche ein östlich orientiertes Gebäude mit Halbkreisabschluss und einem Turm vor der Fassade war. Südlich von der Kirche befanden sich um den Kreuzgang die Gebäude des Klosters. Gegen das 16. Jahrhundert wurde eine rechteckige Festung mit Rondellen an den Eckpunkten um das Kloster herum errichtet. Darum gab es einen breiten Wassergraben und zusätzlich eine Plankenwand an der äußeren Schanze, welche durch 10 kleinere Basteien – das Tor mitgezählt – gestärkt wurde.
Der Gebäudekomplex wurde 1702 in die Luft gesprengt, seine Steine wurden auseinander getragen. Die Kirche selbst wurde zum größten Teil zerstört, ihre Stelle bestimmen nur die Gräber des Friedhofs des 9. Jahrhunderts und der Arpadenzeit, welcher um die Kirche lag.
Zahlreiche Steinreste des Klosters sind erhalten. Ein Teil davon kann in der Ausstellung des Kleinbalaton-Hauses im Nachbau besichtigt werden, die originalen Steine befinden sich überwiegend in dem Lapidarium des Balaton-Museums in Keszthely. Die Schönsten von ihnen sind die Reste des Lettners aus dem 11. Jahrhundert, welche den Schaffern des Sarkophags des Heiligen Stephan in Székesfehérvár zugeschrieben werden. Herrliche Stücke sind auch die aus der Zeit eines Umbaues im 13. Jahrhundert erhalten gebliebenen Ruinenteile.
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